Außen- und Sicherheitspolitik

Vertrauen in der Krise

Umfrage von Atlantik-Brücke und Civey untersucht Wahrnehmung aktueller Krisenherde, des transatlantischen Verhältnisses sowie von Deutschlands und Europas Rolle in der Welt
Vertrauen in der Krise

• Die Mehrheit der Deutschen spricht sich für eine stärkere Distanzierung zu den USA aus.
• Fast die Hälfte der Befragten hält China für einen verlässlicheren Partner für Deutschland als die USA.
• Die nationale Abschottung wird als größtes globales Risiko gesehen.
• Die Zuversicht in deutsche Außenpolitik ist gering.

Eine repräsentative Studie, die von der Atlantik-Brücke und Civey in Deutschland unter einem Panel von rund 5.000 Teilnehmern im November und Dezember 2018 durchgeführt wurde, zeigt das schwindende Vertrauen in die transatlantische Zusammenarbeit und gleichzeitig eine geringe Zuversicht in den positiven Einfluss deutscher Außenpolitik.

Die ausführlichen Ergebnisse finden Sie hier.

Über vier Fünftel der Befragten (84,6 Prozent) bewerten das deutsch-amerikanische Verhältnis als negativ oder sehr negativ. Nur 10,4 Prozent empfinden es als sehr positiv oder eher positiv. Eine deutliche Mehrheit (57,6 Prozent) spricht sich für eine stärkere Distanzierung Deutschlands gegenüber den USA aus. Nur 13,1 Prozent wünschen sich eine stärkere Annäherung; 26 Prozent möchten den aktuellen Kurs beibehalten.

Professor Dr. Burkhard Schwenker, Vorsitzender, Roland Berger Advisory Council, Leiter der Arbeitsgruppe Außen- und Sicherheitspolitik der Atlantik-Brücke und stellvertretender Vorsitzender: „Angesichts des großen Vertrauensverlustes gegenüber den USA müssen wir uns mehr denn je für das Gespräch mit und über Amerika einsetzen, dies- und jenseits des Atlantiks, auf allen Ebenen. Deswegen widmet sich die Atlantik-Brücke verstärkt diesem Austausch – als Plattform für den transatlantischen Dialog, nicht nur in Washington und Berlin, sondern auch außerhalb der Metropolen, über alle Generations- und Sektorgrenzen hinweg.“

Dr. David Deißner, Geschäftsführer der Atlantik-Brücke, ergänzt: „Die aktuellen Dissonanzen und die Stimmungslage in Deutschland zeigen, dass die gemeinsamen Werte und Interessen zwischen den transatlantischen Partnern immer wieder offen diskutiert werden müssen, ohne Scheu vor Kontroversen.“

Fast die Hälfte der Befragten (42,3 Prozent) hält China für einen besseren Partner für Deutschland als die USA. Nur 23,1 Prozent vertreten umgekehrt die Meinung, dass die USA ein verlässlicherer Partner sind als China.

Dr. Michael Werz, Senior Fellow, Center for American Progress, Mitglied des Vorstands der Atlantik-Brücke, kommentiert: „Die Deutschen müssen die Behaglichkeit der Neutralität hinter sich lassen und dürfen sich, bei aller berechtigten Kritik an der aktuellen US-Regierung, nicht von anti-amerikanischen Ressentiments den Blick auf die Gefahren verstellen lassen, die von den autoritären Systemen in Russland und China ausgehen.“

Befragt nach den aktuell gefährlichsten globalen Krisenherden, nannten nur 1,9 Prozent der Teilnehmer die Ausweitung der russischen Einflusszone. Der wachsende Einfluss Chinas wird von 2,2 Prozent als größte Gefahr gesehen. 15,6 Prozent nannten die politische Instabilität und Spaltung der EU als gefährlichsten Krisenherd, 18,6 Prozent die zunehmende Migration. Mit rund einem Drittel (31,1 Prozent) fürchtet die größte Gruppe der Befragten in erster Linie die Strömungen des Rechtspopulismus und Protektionismus.

Die deutsche Außenpolitik verändert die Weltlage weder zum Besseren noch zum Schlechteren. Dieser Ansicht ist fast die Hälfte der Befragten (44,8 Prozent). Nur 18,6 Prozent sehen einen positiven Einfluss, 34 Prozent einen negativen.

Dr. Norbert Röttgen, MdB (CDU/CSU), Vorsitzender, Auswärtiger Ausschuss des Deutschen Bundestages, Mitglied des Vorstands der Atlantik-Brücke: „Die Umfrage zeigt, dass wir die Bürger von den strategischen Notwendigkeiten eines deutschen Engagements in einer sich radikal verändernden Welt überzeugen müssen. Ohne den Rückhalt in der Bevölkerung kann Außenpolitik nicht betrieben werden.“

Die 1952 gegründete Atlantik-Brücke hat das Ziel, die Zusammenarbeit zwischen Deutschland, Europa und Amerika zu vertiefen. Als gemeinnütziger und überparteilicher Verein stärkt die Atlantik-Brücke den Austausch zwischen Politik und Unternehmen, aber auch zwischen jungen Führungskräften und Vertretern der Zivilgesellschaft jenseits der Parteilinien. Die Atlantik-Brücke bietet eine Plattform für unterschiedliche Perspektiven und eine lebendige Debatte.

Civey ist Markt- und Technologieführer für Meinungsdaten. Das Berliner Opinion-Tech Unternehmen hat mithilfe von auf Machine Learning basierten Algorithmen ein innovatives Verfahren entwickelt, mit dem es repräsentative Befragungen vollautomatisiert online durchführt. Kunden können die erhobenen Meinungsdaten auf Civey PRO live einsehen und nutzen. Die Civey Datenbank enthält über 2.500 Live-Umfragen sowie tagesaktuelle Meinungsspiegel. Damit bietet das Unternehmen die schnellste und umfangreichste Datenbank für Meinungen in Deutschland. Mehr zur Methodik finden SIe unter civey.com/pro/unsere-methode.

Presseecho zur Studie:

Deutschlandfunk: Ansehen der USA auf dem Tiefpunkt
FAZ: Deutsche haben mehr Vertrauen in China als in Amerika
Der Tagesspiegel: Deutsche Vertrauen China mehr als den USA
Bild.de: Fast jeder zweite Deutsche vertraut China mehr als den USA
Reuters: Deutsche verlieren Vertrauen in die USA unter Trump

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