Gesellschaft

Ekkehard Kockrow, der Berliner Koordinator der Luftbrücke

Aus dem Tagebuch eines Zeitzeugen
Ekkehard Kockrow, der Berliner Koordinator der Luftbrücke Madeleine Kockrow mit ihrem Buch über ihren Großvater Ekkehard Kockrow, einen Mann der Berliner Zeitgeschichte. Foto: Madeleine Kockrow

Diese Buchempfehlung ist ein exklusiver Auszug aus dem jüngst veröffentlichten Titel „Ekkehard Kockrow – Berliner Koordinator der Luftbrücke. Aus dem Tagebuch eines Zeitzeugen“ von Madeleine Kockrow, der Enkelin des in dem Werk Porträtierten.

Am 24. Juni 1948 standen die westlichen Besatzungszonen in Berlin still – alle Verbindungswege waren durch die sowjetische Militäradministration gesperrt worden. Auf der Insel West-Berlin mussten aber über 2 Millionen „Insulaner“ mit Lebensmitteln, Kohlen und anderen wichtigen Gütern versorgt werden. Eile war geboten, und so vereinbarten am Tag danach General Lucius D. Clay und Berlins Bürgermeister Ernst Reuter in Begleitung von Willy Brandt, dass sich Clay um die Luftbrücke und Reuter um die Berliner kümmern würde. Gesagt und getan. Am nächsten Tag steuerten die ersten Versorgungsflüge der US-amerikanischen Luftwaffe den Flughafen Tempelhof an. Präsident Truman stimmte diesem Plan am 28. Juni mit den Worten „Wir bleiben in Berlin“ zu.

322 Tage in den Jahren 1948/49 wurden die westlichen Sektoren Berlins über die Luftbrücke in mehr als 270.000 einzelnen Flügen mit etwa 2,1 Millionen Tonnen Fracht versorgt. Die Berliner Luftbrücke ist damit eine einmalige organisatorische und technische Höchstleistung, die den „American Way of Life“ dem westlichen Nachkriegsdeutschland nahebrachte und – nicht zuletzt über die vom Piloten Gail Halvorsen initiierten Rosinen-Bomber – auch Hoffnung in das noch von Trümmern gelähmte West-Berlin. Als diese Hoffnung nach Krawallen zu wanken drohte, half Ernst Reuter am 9. September mit den Worten „Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, daß ihre diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft!“ nach.

Drei Tage, nachdem die Berlin-Blockade und damit die Luftbrücke am 12. Mai 1949 beendet waren, hieß es, Abschied zu nehmen für die West-Berliner von General Lucius D. Clay, der in die USA zurückkehren und zum 1. Juni aus dem Dienst scheiden sollte. Beenden konnte Clay seine Rede nicht, zu laut war der Beifall von 300.000 West-Berlinern und zu groß seine eigenen Emotionen.

Die Berliner Luftbrücke ist ein wesentliches Band der transatlantischen Beziehungen

Die über die Berliner Luftbrücke aufgebauten Beziehungen zwischen Deutschland und den USA wurden später auch in der von Präsident John F. Kennedy zum 15. Jubiläum der Luftbrücke am 26. Juni 1963 vor dem Rathaus Schöneberg gehaltenen Rede „Ich bin ein Berliner“ auf den Punkt gebracht. Die Berliner Luftbrücke ist so ein wesentliches Band der transatlantischen Beziehungen, sie hat den unbeugsamen Willen und die Zusammenarbeit vieler herausragender Köpfe gebraucht und setzte eine Maschinerie in Gange, in der mein Großvater, Ekkehard Kockrow, ein Teil war.

Da die Kosten der Verteilung der eingeflogenen Güter vom Berliner Magistrat getragen wurden, bestand seine Aufgabe als Referatsleiter beim Preisamt darin, die für diese Verteilung erforderlichen Transporte zu organisieren, preislich zu gestalten und zu überwachen. Er tat sich dabei durch seinen Einfallsreichtum hervor und trug mit dem durch ihn organisierten 24-Stunden-Tag auch dazu bei, dass der Flughafen Tegel früher als geplant – nach nur 90 Tagen Bauzeit – fertig wurde. Für diese Verdienste wurde Ekkehard Kockrow Regierungsrat. Auch während des Kalten Krieges war er für die Handelswege von und nach West-Berlin zuständig und wurde zum 50. Jubiläum der Berliner Luftbrücke beim Besuch von Präsident Bill Clinton als Ehrengast geladen.

Ekkehard Kockrow war bereits zuvor aktiver Anti-Nationalsozialist, Sozialdemokrat und Roter Falke. Während seiner Kriegsgefangenschaft arbeitete er als Lumberjack, später als Student und Redakteur der Unabhängigen Lagerzeitung in Kanada, Farmergehilfe in Wales und zuletzt Hauptabteilungsleiter bei Daimler. Nach der Wiedervereinigung lebte er in Köpenick und war nicht zuletzt mein lieber Großvater.

Wer den Menschen hinter dieser Aufgabe kennenlernen möchte, kann dieses jetzt durch die von mir zusammengestellten und bearbeiteten Tagebucheinträge, Briefe, Fotos und Urkunden in:

„Ekkehard Kockrow – Berliner Koordinator der Luftbrücke. Aus dem Tagebuch eines Zeitzeugen“

Erschienen im viademica.verlag berlin mit der ISBN: 978-3-939290-44-5

Erhältlich unter: http://viademica.de/content/buchkatalog/detail.php?id=800656 und https://www.buchhandel.de/buch/Ekkehard-Kockrow-Berliner-Koordinator-der-Luftbruecke-9783939290445

Madeleine Kockrow arbeitet als Associate in International Tax Services bei der PricewaterhouseCoopers GmbH. Sie ist der Atlantik-Brücke als studentische Mitarbeiterin verbunden.

 

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