Ein gutes halbes Jahr nach dem „Liberation Day“ lässt sich bilanzieren, dass der Impuls der US-Regierung mindestens die Welthandelsordnung von alten Annahmen und Strukturen befreit hat. Der Versuch, mit Zöllen Industrien zurückzuholen und geopolitische Interessen durchzusetzen, hat zu einer Bilateralisierung der Handelspolitik jenseits von Normen und Institutionen wie der WTO geführt. Eine exportorientierte Wirtschaft wie die deutsche trifft das besonders hart, und so steht die neue Bundesregierung vor der Herausforderung, die heimische Industrie zu schützen und gleichzeitig neue Absatzmärkte zu erschließen.
Stefan Rouenhoff, MdB (CDU/CSU), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, wird uns in diesem Hintergrund-Gespräch Einblicke geben, wie die Bundesregierung mit den neuen geoökonomischen Realitäten umgeht. Gemeinsam möchten wir diskutieren, wie die EU auf den zunehmenden Druck aus den USA reagiert, das Turnberry-Abkommen umzusetzen und auch nicht-tarifäre Handelshemmnisse abzubauen. Zugleich wollen wir beleuchten, ob der Moment des Protektionismus auch die Chance für neue Formen des Freihandels bietet, etwa mit Blick auf die (anvisierten) Abkommen mit MERCOSUR, Indien und Indonesien.