Gesellschaft

„Operation Finale“ – Ausstellungsbesuch mit Avner Avraham

Am 11. April hatten Mitglieder der Regionalgruppe München der Atlantik-Brücke die Gelegenheit, die Ausstellung „Operation Finale – Die Ergreifung und der Prozess von Adolf Eichmann“ zu besuchen. Der Kurator Avner Avraham, ein ehemaliger Agent des Mossad, führte die Gruppe fachkundig durch die Ausstellung.

„Operation Finale“ rekonstruiert die geheime Verfolgungsaktion und die spektakuläre Ergreifung von Adolf Eichmann, einem der berüchtigtsten Täter des Holocaust. Als ehemaliger Obersturmbannführer war Eichmann maßgeblich an der Deportation und Ermordung von Juden beteiligt. Nach dem Krieg floh er nach Argentinien, wo er unter dem Decknamen Ricardo Klement 15 Jahre lang unerkannt lebte, umgeben von anderen geflohenen Nationalsozialisten. Die Ausstellung zeichnet nach, wie der israelische Geheimdienst Mossad Hinweisen des hessischen Generalstaatsanwalts Fritz Bauer nachging und Eichmann 1960 in Argentinien aufspürte, nach Israel brachte und schließlich vor Gericht stellte. Dieser Prozess war bahnbrechend, da zum ersten Mal, fünfzehn Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs, Überlebende des Holocaust vor der Weltöffentlichkeit über die Verbrechen der Nationalsozialisten aussagten. Erst durch ihre Aussagen entwickelte sich ein weltweit tieferes und umfassenderes Verständnis des Holocaust.

Die Besucher:innen der Ausstellung werden multimedial durch die Geschichte der Ergreifung geführt. Kurzfilme, 70 Fotografien und 60 Exponate, darunter Landkarten und Dokumente, versetzen die Besucher:innen direkt in die frühen 1960er Jahre.

Neben den bereits bestehenden Modulen wurden für die Ausstellung im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst weitere Inhalte hinzugefügt, die sich mit der Entstehung der Ausstellung und der Rolle Fritz Bauers  beschäftigen. Folgende Fragen spielen dabei eine Rolle: Warum entschied sich Fritz Bauer, die Informationen über den Aufenthaltsort von Adolf Eichmann nicht dem deutschen Geheimdienst, sondern dem Mossad mitzuteilen? Und warum verlief die Verfolgung der Nazis durch die deutsche Justiz so zögerlich?

Dr. Arnulf Schlüter, Direktor des SMÄK, betont die Bedeutung der Ausstellung:

„Die Ausstellung leistet einen Beitrag zur Erinnerungsarbeit aus einer ungewöhnlichen Perspektive; wir zeigen sie im Rahmen der Auseinandersetzung mit der NS-Vergangenheit des heutigen Standorts des Ägyptischen Museums“

Sie rege die Besucher:innen zu einer intensiveren Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Holocausts an und unterstreicht die Notwendigkeit, solche Massenverbrechen auch heute noch zu ahnden, um den Opfern Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Gerade vor dem Hintergrund neuer gesellschaftlicher Spannungen appelliere sie an die Besucher:innen, sich im eigenen Alltag gegen Ausgrenzung, Antisemitismus und andere Formen von Diskriminierung zu engagieren.

Die Ausstellung wird erstmals in Deutschland von der Adolf Rosenberger gGmbH und dem Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst (SMÄK) präsentiert und ist bis zum 4. August zu sehen. Ein besonderer Dank gilt Avner Avraham für die private Führung durch die Ausstellung.

 

Bleiben Sie auf dem Laufenden und abonnieren Sie unsere Newsletter RECAP & INSIGHTS.