Studienreise für Sozialkundelehrer 2016
„It will take me the rest of the summer to process and fully understand the impact upon my teaching.” Kristin Schnerer, World Studies teacher, Start High School, Toledo, Ohio.
An der diesjährigen Studienreise der Atlantik-Brücke nahmen fünfzehn amerikanische Sozialkunde- und Geschichtslehrer aus dem Bundesstaat Ohio teil. Die Reise führte die acht Lehrerinnen und sieben Lehrer vom 5.-12 Juni von München und Garmisch-Partenkirchen über Dresden nach Berlin. Auf dem Programm standen Besuche von Schulen und Unternehmen sowie Treffen mit Persönlichkeiten aus Politik, Medien und Think Tanks zum Gedankenaustausch und für Gespräche.
Auch in diesem Jahr machten viele Mitglieder und Young Leaders-Alumni der Atlantik-Brücke mit und trugen dazu bei, das Programm zu gestalten. So bekamen die Lehrer eine Stadtführung durch München von den Young Leaders-Alumni Carsten von der Linden und Roman Deininger und wurden anschließend vom Landtagsabgeordneten Markus Blume (CSU) im Bayerischen Landtag willkommen geheißen. Dort führte Herr Blume die Gruppe durch das historische Gebäude und beantwortete Fragen zur deutschen Politik auf Länderebene.
Der Besuch des George C. Marshall Centers, ein in Garmisch-Partenkirchen angesiedeltes Europäisches Zentrum für Sicherheitsstudien, war für einen Großteil der Gruppe das Highlight der Woche. Direktor Keith W. Dayton und Dr. Robert Brannon, Dekan des College of International and Security Studies, stellten die Programme des Marshall Centers vor und führten anschließend mit den Lehrern eine Diskussion über aktuelle außen- und sicherheitspolitische Themen. Beim darauffolgenden Besuch der Zugspitze waren die Lehrer begeistert, dass sie auf dem Gipfel mit je einem Bein in Deutschland und einem in Österreich stehen konnten.
In München erhielten die Lehrer in der BMW-Welt Einblicke in die Berufsausbildungsmöglichkeiten des Unternehmens, aber auch in die BMW Produkt- und Marketingstrategien. Am Abend in Dresden lud Karsten Uhlmann, Mitglied des Vorstands der Atlantik-Brücke, die Amerikaner in seine Feldschlößchen Brauerei ein und teilte beim anschließenden typisch deutschem Abendbrot seine Erlebnisse aus DDR-Zeiten sowie seine persönliche Geschichte des Mauerfalles. Dadurch eröffnete er den Lehrern neue Einblicke in einen wichtigen Teil der deutschen Geschichte.
Besonderes Interesse der Lehrer galt dem deutschen Schulsystem und wie dieses sich von den amerikanischen Schulen unterscheidet. In der Oberschule Cossebaude in Dresden nahmen die Lehrer am Unterricht teil und kamen mit Schülern aus der achten Klasse ins Gespräch. Besonders beindruckt waren einige Lehrer, die am Deutschunterricht für Flüchtlingskinder teilnehmen durften. Lainie Keper von der Islander Middle School beschrieb den Besuch als „incredibly powerful“ und nahm sich nach diesem Erlebnis vor: „I will advocate for my school to act in the refugee crisis.”
Nach einem historischen Nachmittag in Dresden mit einem Rundgang durch die Frauenkirchemit Pfarrer Sebastian Feydt besuchten die Lehrer die Sächsische Landeszentrale für politische Bildung. Direktor Frank Richter gewährte ihnen Einblicke in die Ziele und Methoden der Zentrale. Seine persönlichen Geschichten über die deutsche Wiedervereinigung und seine Empfehlungen für den Politikunterricht begeisterten die Lehrergruppe sehr. Für Kayeann Batanian von der Swanton Middle war dieses Gespräch das beeindruckendste der Reise: „Everything he said I am going to focus on with my 7th graders.“
Auch das Programm in Berlin wurde von den Mitgliedern und Young Leaders-Alumni der Atlantik-Brücke mitgestaltet. Die Lehrer führten eine lebendige Diskussion im Bundestag mit den Abgeordneten Metin Hakverdi (SPD), Tobias Lindner (Bündnis 90/Die Grünen) und Mark Hauptmann (CDU/CSU) zum Thema Meinungsfreiheit und Populismus. Auch die amerikanische Präsidentschaftswahl spielte in der Diskussion eine große Rolle. Im Anschluss begrüßte der Koordinator für die transatlantische Zusammenarbeit Jürgen Hardt, MdB (CDU/CSU) die Gruppe zum Mittagessen im Internationalen Club des Auswärtigen Amtes und sprach über die transatlantische Kooperation und über die Notwendigkeit eines offenen Dialoges vor dem Hintergrund immer komplexer werdender Konflikte. Im Magnus-Haus informierten sich die Lehrer über die aktuelle Flüchtlingskrise. Sebastian Muschter, kommissarischer Präsident des LaGeSo, Juliane Schäuble vom Tagesspiegel sowie Joachim Jäger und Mario Geiger vom Deutschen Roten Kreuz berichteten von ihren Erfahrungen bei der Handhabung der Flüchtlingskrise in Deutschland. Insbesondere wurde über die Rolle der Medien diskutiert und ihr Einfluss auf die politische Stimmung in Deutschland und den USA beleuchtet.
Als Repräsentant der Berliner Start-up Szene stellte Young Leader Uwe Horstmann sein Unternehmen Project A Ventures GmbH & Co. KG vor. Hier bekamen die Lehrer die Gelegenheit den Gründergeist Berlins zu erleben.
Die deutsche Geschichte nahm auf der Studienreise eine wichtige Rolle ein. Die Lehrer besuchten die Gedenkstätte Berliner Mauer und sammelten viele Impressionen und Bilder für den Gebrauch in zukünftigen Unterrichtsstunden, wie Carrie Lockhart, Lehrerin an der Otsego Junior High School es zusammenfasste: „I have so many historical references and pictures to take back home“. Berührt war die Gruppe nach dem Besuch des Museums und der Gedenkstätte Sachsenhausen, welche sie mit einmaligen und unvergesslichen Eindrücken verließ. „Sachsenhausen – being there, where truly horrible things happened, will fundamentally change how I discuss the Holocaust“, resümierte Kirstin Schnerer von der Start High School in Toledo.
Die Reise fand ihr Ende bei einem festlichen Abendessen in Berlin. Am Sonntagmorgen machten sich die Lehrer auf die Rückreise in die USA. Der Abschied war „bittersweet“, aber die Vorfreude der Gruppe darauf ihr Erlebtes mit Freunden, Familie und vor allem Schülern zu teilen war riesig. Andrew Carr von der Swanton High School stellte fest: „ The people I’ve met here have shown me that it’s ok to be more open and direct with my students, even about politics. “