Trudeau: „Putin versteht nicht, wie stark Demokratien sind“
Der kanadische Premierminister Justin Trudeau hat in seiner Berlin Keynote der Atlantik-Brücke Russlands Krieg gegen die Ukraine scharf verurteilt. „Russland hat die Werte angegriffen, die die Säulen der internationalen Staatengemeinschaft bilden“, sagte Trudeau vor den Gästen im Allianz-Forum am Pariser Platz. Russlands Präsident Wladimir Putin habe sich sehr verkalkuliert, betonte Trudeau: „Er hat die Courage des ukrainischen Volkes unterschätzt, ebenso wie die Entschlossenheit des Westens.“ Putin habe nicht erwartet, dass die Demokratien in der Welt so eindeutig zusammenarbeiteten, vor allem was die Härte und den Umfang der internationalen Sanktionen gegen Russland betrifft. Putin verstehe nicht, wie stark Demokratien wirklich seien. Kanadas Premier lobte in diesem Kontext die Rolle Deutschlands: „Es war keine einfache Entscheidung für die Bundesregierung, die Zertifizierung für Nord Stream 2 zu stoppen. Aber es war die richtige Entscheidung.“
In seiner Begrüßung hob Sigmar Gabriel, Vorsitzender der Atlantik-Brücke, die besondere Beziehung beider Länder hervor: „Kanada und Deutschland sind seit Jahrzehnten eng miteinander verbunden, nicht zuletzt innerhalb der NATO.“ Kaum ein anderes Land verkörpere so sehr die europäischen Werte der Aufklärung wie Kanada. Mit Blick auf den russischen Überfall auf die Ukraine sagte Gabriel, Putins Aggressionskrieg verdeutliche, „dass wir einmal mehr in ein düsteres Zeitalter eintreten“. Russland führe einen Krieg gegen sämtliche fundamentalen Prinzipien der freien Welt. „Wir dürfen nicht das Vertrauen in die Fähigkeiten unserer freien Gesellschaften verlieren, der Aggression Russlands zu widerstehen“, betonte Gabriel.
Der Vorsitzende der Münchner Sicherheitskonferenz, Dr. Christoph Heusgen, schilderte in einer Replik auf Premier Trudeaus Rede die äußerst angespannte Lage aus Sicht eines früheren Spitzen-Diplomaten. „Wir leben jetzt in sehr schweren Zeiten. Diplomaten haben sich seit Langem nicht mehr in einer solch kritischen Situation wie heute befunden“, sagte der ehemalige Botschafter Deutschlands bei den Vereinten Nationen. Im Anschluss moderierte Anna Sauerbrey, außenpolitische Koordinatorin der Wochenzeitung Die Zeit, eine Diskussion zwischen Trudeau und den Gästen.
Der kanadischen Delegation gehörten auch die stellvertretende Premierministerin und Finanzministerin Chrystia Freeland, die kanadische Außenministerin Mélanie Joly und Botschafter Stéphane Dion an.
Diese Veranstaltung fand in Kooperation mit der Münchner Sicherheitskonferenz und der kanadischen Botschaft in Deutschland statt.